Jan Born, Universitätsklinikum Tübingen: Die Gedächtnisfunktion des Schlafs
When |
Feb 05, 2024
from 07:00 PM to 08:15 PM |
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Where | Großer Hörsaal Biologie, Schänzlestr. 1, 79104 Freiburg |
Contact Name | Prof. em. Dr. Ad Aertsen |
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Die Gedächtnisfunktion des Schlafs
Im Schlaf verlieren wir das Bewusstsein. Die Frage, welche Funktion dieser Bewusstseinsverlust hat, rückt zunehmend in das Interesse moderner Neurowissenschaften. Eine Vielzahl von Studien zeigt, dass Schlaf Gedächtnisspuren verfestigt. Dies ist kein passives Einschleifen von Erlebtem, sondern ein aktiver Prozess, bei dem die zentralnervösen Gedächtnisspuren reaktiviert und reorganisiert werden. Dadurch befördert Schlaf nicht nur den Transfer bestimmter Gedächtnisinhalte von einem temporären Speicher in den Langzeitspeicher, sondern begünstig gleichzeitig auch eine qualitative Transformation der Gedächtnisrepräsentation.
Über diese Transformationsprozesse ermöglicht Schlaf die Bildung expliziten Wissens und die Einsicht in ungelöste Probleme. Anders als bisher vermutet, spielt für diese Gedächtnisbildung nicht der Traumschlaf (REM-Schlaf), sondern der Deltaschlaf (Tiefschlaf) die entscheidende Rolle. Von zentraler Bedeutung sind dabei die den Deltaschlaf dominierenden langsamen (<1 Hz) elektrischen Potenzialoszillationen (slow oscillations), die im Neokortex generiert werden. Sie treiben, zusammen mit den thalamisch generierten 12-15 Hz Spindeln, die Reaktivierung neu aufgenommener Gedächtnisrepräsentationen im temporären Speicher des Hippocampus an und tragen dadurch ursächlich zum Transfer explizit gelernter Inhalte in den neokortikalen Langzeitspeicher bei.
Eine Funktion des REM-Schlafes könnte es sein, die frisch in den Langzeitspeicher transferierten Inhalte zu stabilisieren. Unsere neueren Forschungen zielen darauf ab, die besondere Bedeutung des Schlafs für die Langzeitgedächtnisbildung in der frühen Kindheit zu charakterisieren.
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